Vom Nachttopf zum Dusch-WC

In den meisten Ländern der westlichen Welt ist ein sauberes, hygienisches WC in den vier Wänden heute eine Selbstverständlichkeit – für unsere Vorfahren sah das Leben jedoch ganz anders aus.

Vor 5.000 Jahren

Hinter einen Busch zu gehen, war nichts für die Römer. Diese Meister des Klempnerhandwerks hatten sowohl öffentliche als auch private Toiletten – im Grunde nur einen Sitz mit einem Loch. Der Toilettengang konnte in der Römerzeit eine gruselige Angelegenheit sein: Öffentliche Latrinen wie die in Pompeji waren berüchtigt dafür, dass sie ihre Kunden in Angst und Schrecken versetzten, wenn Flammen aus den Sitzöffnungen schlugen. Diese wurden durch Gasexplosionen von Schwefelwasserstoff und Methan verursacht, die sowohl schädlich als auch beängstigend waren. Die Kunden mussten sich auch vor Ratten und anderem kleinen Ungeziefer fürchten, das ihnen in den Hintern zu beißen drohte. Und dann war da noch die vermeintliche Bedrohung durch Dämonen, von denen die Römer glaubten, dass sie diese schwarzen Löcher bewohnten. Es gab kein Toilettenpapier, sondern nur einen gemeinschaftlichen Schwamm aus Wolle, Moos oder Blättern an einem Stock.

Die Römer hatten eine städtische Kanalisation – aber nur sehr wenige WCs waren daran angeschlossen, da es keinen Siphon gab, der verhindert hätte, dass gewisse Dinge durch den Abfluss ins Haus gelangen. Angeblich bekam ein wohlhabender iberischer Kaufmann in der Stadt Puteoli, dessen Innentoilette an die Kanalisation angeschlossen war, nächtliche Besuche von einem Riesenkraken, der aus dem Meer in die Kanalisation schwamm und durch den Abfluss nach oben zum WC hochkrabbelte, um alle in der Speisekammer gelagerten eingelegten Fische zu fressen.

Töpfe und Privilegien

Der Sitz mit einem Loch blieb also weiterhin die einzige Option. Das „notwendige Haus“, wie es manchmal genannt wurde, war fast immer vom Hauptgebäude getrennt – einige feinere Häuser und Schlösser verfügten jedoch über Nischen, die in die dicken oberen Mauern eingebaut und mit einer Steinrutsche verbunden waren, die den Abfall in den Burg- oder Wassergraben führte – buchstäblich ein langer Fall. Reichere Menschen hatten auch Nachttöpfe aus Ton oder Zinn. Wohlhabende Reisende nahmen ihren Topf mit auf Reisen – öffentliche Toiletten gab es nicht. Der „Nachttopf“, der sich wahrscheinlich von „Töpferei“ ableitet, wurde bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verwendet, aber mit dem Aufkommen von Glasporzellan wurde es aufwendig dekoriert und Teil eines passenden Sets, das auch einen großen Wasserkrug und ein Waschbecken umfasste. Der sich im freien befindliche „Abort“ hatte einen Eimer unter dem Sitz, um die Abfälle aufzufangen, die von den sogenannten „night soil men“ (zu Deutsch etwa „Nächtliche Schmutzentferner“) eingesammelt wurden. Noch bis in die 1960er Jahre gab es in vielen deutschen Häusern solche Freiluft-WCs.

Eine königliche Spülung 

Das erste moderne WC mit Wasserspülung wurde 1596 von Sir John Harington erfunden, einem englischen Höfling und Patensohn von Königin Elisabeth I. Haringtons Vorrichtung bestand aus einer ovalen Schüssel mit einer Tiefe von 61 cm, die mit Pech, Harz und Wachs imprägniert und mit Wasser aus einer Zisterne im Obergeschoss gespeist wurde. Um Haringtons Topf zu spülen, waren ca. 28 Liter Wasser erforderlich, die von einem Team von Hausmädchen von Hand gefüllt wurden – eine wahre Flut in der Zeit, als es noch keine Sanitäranlagen gab. Harington bemerkte, dass in Zeiten der Wasserknappheit bis zu 20 Personen sein Gerät zwischen den Spülungen benutzen konnten. Obwohl Harington ein funktionsfähiges Modell für Königin Elizabeth im Richmond Palace installierte, dauerte es mehrere Jahrhunderte – und die Verbesserungen der industriellen Revolution in der Herstellung und Abfallentsorgung – bis sich das WC mit Wasserspülung durchsetzte.

1775 erhielt der englische Erfinder Alexander Cumming das erste Patent für ein WC mit Wasserspülung. Seine größte Innovation war das S-förmige Rohr unter der Schüssel, das mithilfe von Wasser eine Dichtung bildete, die das Eindringen von Abgasen in das WC verhinderte. Im späten 19. Jahrhundert stellte ein Londoner Sanitärunternehmer namens Thomas Crapper eines der ersten erfolgreichen WCs mit Wasserspülung her. Crapper erfand zwar nicht das WC, er entwickelte jedoch das Schwimmerventil, einen verbesserten Mechanismus zum Befüllen des Tanks und optimierte das S-förmige Rohr, um den U-Bogen zu schaffen. Sein Lehrling Frederick Humpherson, dessen Vorfahren noch heute im Badgeschäft tätig sind, stellte das erste Stand-WC aus einem Stück Keramik her – der eigentliche Vorläufer des WCs, wie wir es heute kennen.

WCs für alle

Das große Problem war nach wie vor die Entsorgung der Abfälle, insbesondere in städtischen Gebieten. Der „Große Gestank von London“ und ein Ausbruch der Cholera im Jahr 1859 führten zum Bau eines von Joseph Bazalgette entworfenen Abwassersystems, das noch heute in Betrieb ist.

Das WC von heute

WCs haben sich weiterentwickelt. Die Zulassung des Spülventils im Vereinigten Königreich (um 1890) ermöglichte wassersparende Drucktasten mit Doppelspülung und elegante Wand-Designs mit einem Unterputzspülkasten. Einen Schritt weiter gehen die hochentwickelten Dusch-WCs wie die Aquacare- und V-Care-Kollektionen von VitrA. Die eingebauten Reinigungsfunktionen sorgen für ein besonders hygienisches und erfrischendes Erlebnis und machen Toilettenpapier überflüssig. Seit dem römischen Plumpsklo und dem Schwamm am Stock haben wir einen langen Weg zurückgelegt!